Ein Geschenk der Freundschaft by Willett Marcia

Ein Geschenk der Freundschaft by Willett Marcia

Autor:Willett, Marcia [Willett, Marcia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-06-25T22:00:00+00:00


Kapitel 20

Als John am Freitagabend aus dem Büro zurückkam, wirkte er sehr müde, und Nell begriff, dass ihr Gespräch zumindest bis auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Die Woche, die sie ihm zugestanden hatte, war vorüber, und sie konnten es sich einfach nicht leisten, noch mehr Zeit zu verschwenden. Bestimmte Entscheidungen mussten jetzt einfach gefällt werden. Nell bemerkte, dass John mehrere Plastiktüten sowie eine vollgestopfte Aktentasche bei sich hatte, die er direkt in sein kleines Arbeitszimmer brachte, und sie vermutete, dass er das Büro ausräumte und dass immerhin eine Entscheidung bereits gefallen war. Ihr Herz flog ihm zu, und sie blieb still. Sie fürchtete eine neue Szene. Das Baby konnte jetzt jeden Tag kommen, ihr Rücken schmerzte, und sie war todmüde. Sie war erleichtert gewesen, dass Jack sich bereit erklärt hatte, an dem Skiausflug der Schule teilzunehmen, statt zu Hause zu bleiben und auf die Geburt des Babys zu warten. Sie hatte ihm erklärt, dass das Baby vielleicht noch ein oder zwei Wochen auf sich warten lassen würde, sodass er wahrscheinlich rechtzeitig wieder zurück wäre. Wie es aussah, hatte sie drei Wochen Zeit, um sich in Bournemouth einzuquartieren, bevor Jack für die Ferien nach Hause kam.

Sie stand erschöpft auf und ging durch den Flur, um an die Tür des Arbeitszimmers zu klopfen. Sie konnte hören, wie es raschelte und Schubladen geöffnet und wieder geschlossen wurden. Als sie klopfte, herrschte tödliche Stille.

»John?«, rief sie. »Möchtest du etwas zu Abend essen?«

Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und er blickte auf sie hinunter. Sein Gesicht war gerötet, und sie sah ihn ängstlich an.

»Ich habe keinen Hunger«, sagte er und machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen.

»John«, erwiderte sie, nachdem sie eine Hand auf den Griff gelegt hatte. »Geht es dir gut?«

»Bestens«, antwortete er. »Danke«, fügte er nach einer Pause hinzu.

Er stand einen Augenblick lang da, als würde er auf das Echo seiner eigenen Stimme lauschen, dann lächelte er sie höflich an und machte die Tür sanft, aber entschieden zu. Nell blieb eine Weile davor stehen. Jetzt blieb alles still. Schließlich ging sie ins Wohnzimmer zurück, setzte sich hin und gönnte ihrem schmerzenden Rücken ein wenig Ruhe. Ihr Verdacht wurde am Samstagmorgen bestätigt, als John nicht wie üblich ins Büro ging. Er hatte unruhig geschlafen und im Schlaf vor sich hin gemurmelt, während sie wach neben ihm gelegen hatte. Als er aufwachte, hielt sie den Atem an. Er lag ganz still neben ihr und atmete kaum, und schließlich stand er leise auf.

»Ist alles in Ordnung, Liebling?«, fragte sie und versuchte, ihre Stimme leicht und normal klingen zu lassen. »Kannst du nicht schlafen?«

»Um Gottes willen!«, hörte sie ihn murmeln, und der unterdrückte Zorn in seiner Stimme ließ ihr Herz rasen. »Schlaf weiter.«

Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sehnte sich nach dem Trost normaler Worte, normaler Zuneigung.

»Reg dich nicht auf«, bat sie. »Bitte. Ich mache mir nur Sorgen, weil du so müde aussiehst.«

»Himmel!«, schrie er. »Begreifst du denn nicht? Es ist schlimm genug, wenn man nicht schlafen kann. Jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, weil ich dich geweckt habe.



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